Seite:Lucians Werke 1292.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Art. Nicht einmal, da er von der Nymphe Calypso in das Leben der Epicureer versetzt war, da er sich in der Lage sah, seine Zeit in süßem Nichtsthun und sinnlichem Wohlbehagen zu verbringen, die Tochter des Atlas zu beschlafen, kurz in allen „den weichen und sanften Bewegungen“[1] der Lust sich zu wiegen, nicht einmal Dieß nannte er das angenehmste Ziel: nur das Leben des Parasiten nennt er so. Die Parasiten hießen aber damals Dätymonen, Mitesser. Es heißt also dort – denn die Stelle verdient, daß ich sie wiederhole, damit sie gehörig verstanden werde:

– – ich kenne ein angenehmeres Ziel nicht,
– – – – – – als wenn die Mitesser
Sitzen in langen Reihen, und voll vor Jedem die Tische
Stehen mit Brod und Fleisch – – – –

11. Epicur hat die große Unverschämtheit gehabt, das höchste Gut der Parasitik zu entwenden, und dasselbe als die Glückseligkeit, die er statuirt, darzustellen. Dieß ist ein wahres Plagium: denn du wirst dich sogleich überzeugen, daß die Lust gar nicht die Sache des Epicureers, sondern des Parasiten ist. Nach meiner Ansicht besteht nämlich die Lust in einem Zustande, wo der Körper von aller Beschwerde, und das Gemüth von Unruhe und Leidenschaften frei ist. Beides findet nur bei dem Parasiten Statt, bei dem Epicureer weder das Eine, noch das Andere. Denn indem Dieser grübelt über die Gestalt der Erde, über die Unbegrenztheit des Weltalls, über die Größe der Sonne und ihre Abstände, über die Urelemente, über das Daseyn der Götter, und mit seinen Gegnern in beständigem Zanke lebt, sogar wegen seines


  1. Wie die Epicureer das Vergnügen definirten.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1292. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1292.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)