Seite:Lucians Werke 1296.jpg

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placken müssen, indem jede Stadt nur wenige alljährliche und etliche monatliche Festtage begeht, wo dann die Leute Wunder glauben, wie gut sie’s haben. Der Parasit aber hat in jedem Monate seine dreißig Feiertage: denn jeder Tag ist ihm ein Göttertag.

16. Wer ferner in irgend einer andern Kunst etwas Rechtes leisten will, darf Wenig essen und Wenig trinken, als ob er krank wäre: denn Wer Viel ißt und trinkt, wird zum Lernen schlecht aufgelegt seyn.

17. Sodann gibt es keine Kunst, welche ihrem Besitzer ohne Werkzeuge Dienste leisten könnte. Wer kann flöten ohne Flöte, citherspielen ohne Cither, reiten ohne Pferd? Die einzige Parasitik ist für ihren Meister so vortrefflich bequem, daß er ohne irgend ein Geräthe sie ausüben kann.

18. Und während man für jede andere Kunst, wie billig, ein Lehrgeld zahlen muß, bekommt man hier welches.

19. Die andern Künste haben jede ihren Lehrmeister: die Parasitik aber braucht keinen; sie wird, wie die Dichtkunst nach Socrates, unmittelbar als göttliches Gnadengeschenk zu Theil.

20. Endlich ist nicht zu vergessen, daß andere Künste auf der Reise, sey es zu Wasser oder zu Lande, gar nicht in Ausübung gebracht werden können: die Parasitik treibt sich auf Landreisen wie zu Schiffe gleich bequem.

Tychiades. Ich muß dir in Allem Recht geben.

21. Simon. Es scheint mir sogar, als hätten alle übrigen Künste einen gewissen Hang zur Parasitik, während diese zu keiner einzigen derselben einige Neigung zeigt.

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1296. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1296.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)