Seite:Lucians Werke 1319.jpg

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du hast die Sache nach allen Seiten ausgeführt, und deine Kunst nirgends im Stiche gelassen. Aber Das ist nicht wahr, Freundchen, daß du so ganz unvorbereitet darauf warst: du sprachst ja, wie Einer, der unter den ersten Meistern studirt hat. Nur Das möchte ich zum Schlusse noch wissen, ob nicht wenigstens auf dem Worte: Parasitik ein kleiner Schimpf hafte?

Simon. Darauf will ich dir dienen, wenn du mir nur ein Paar kleine Fragen beantworten willst. Sage denn, Was verstand man von jeher unter dem Worte Sitos?

Tychiades. Die Speise.

Simon. Und siteisthai ist so viel als essen, nicht wahr?

Tychiades. Versteht sich.

Simon. Es ist also wohl eine ausgemachte Sache, daß auch parasitein nichts Anderes ist?

Tychiades. Aber eben dieses Wort ist es, was mir unehrbar vorkommt, mein Simon.

61. Simon. Nun so sage mir doch, wenn du die Wahl hast, Was willst du lieber, plein oder paraplein?

Tychiades. Das paraplein ist mir freilich lieber.

Simon. Dasselbe wird der Fall seyn mit trechein und paratrechein, hippenein und parippenein, akontizein und parakontizein?[1]

Tychiades. Allerdings.


  1. Ein Wortspiel im Geschmacke der Alten. Para hat in der Zusammensetzung zuweilen die Bedeutung: neben, mit, wie in parasitein, mitessen; zuweilen hat es aber auch die ehrenvolle Bedeutung des Uebertreffens, wie Dieß namentlich [1320] in den obigen Zeitwörtern paraplein u. s. w. der Fall ist; sie heißen: im Segeln, Laufen, Reiten, Wurfspießwerfen den Andern übertreffen.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1319. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1319.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)