Seite:Lucians Werke 1363.jpg

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Wirkungen solcher Kräfte sind, dergleichen du annimmst. So lange du mir nicht begreiflich machen kannst, wie es möglich seyn soll, daß ein Fieber oder ein Geschwür aus Respekt vor irgend einem heiligen Namen, oder ein paar barbarischen Wörtern sich eilends flüchtig mache, so lange halte ich Alles, was du sagtest, für Alteweiberpossen.“

10. „Wenn du so sprichst,“ versetzte Dinomachus, „und nicht glaubst, daß Heilungen durch die Nennung heiliger Namen bewirkt werden können, so ist sehr wahrscheinlich, daß du überhaupt nicht an das Daseyn der Götter glaubst.“ – „Sage das nicht, mein Bester,“ fiel ich ein: „wenn es gleich Götter gibt, so können nichts desto weniger alle diese Dinge Lügen seyn. Im Gegentheile, ich verehre die Götter, und sehe die wohlthätigen Wirkungen vor Augen, welche sie durch Heilmittel und kunstgemäßes Verfahren an den Kranken hervorgebracht werden lassen. Aeskulap selbst und seine Söhne pflegten des Kranken mit Arznei und

– – legten ihm lindernde Salb’ auf,[1]

ohne Löwenfelle und Spitzmäuse ihm auf die Haut zu binden.“

11. „Laßt ihn glauben, was er will,“ sagte Ion: „ich will euch eine Geschichte erzählen, die euch in Erstaunen setzen wird. Ich war ein Knabe von ungefähr vierzehen Jahren: da kam eines Vormittags ein Mensch zu meinem Vater gelaufen und zeigte ihm an, sein Weingärtner Midas, einer von unsern stärksten und fleißigsten Knechten, sey von einer giftigen Natter gebissen worden, und sein Bein fange schon an zu faulen. Er sey im Weinberge beschäftigt gewesen,


  1. Il. IV, 15.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1363. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1363.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)