Seite:Lucians Werke 1369.jpg

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und rauchig aussah.“ – „Kein Wunder,“ versetzte ich, „daß du so Etwas gesehen, Ion, da dir ja auch die Ideen, welche euer Vater Plato sehen läßt, sichtbar erscheinen, die freilich für uns Blödsichtige gar zu feine Gebilde sind.“

17. „Glaubst du denn,“ fiel Eukrates ein, „Ion sey der Einzige, der solche Dinge gesehen hat? Sind nicht noch vielen anderen Leuten Geister begegnet, sowohl bei Tag als bei Nacht? Ich selbst habe nicht nur einmal, wohl hundertmal solche Erscheinungen gehabt. Anfänglich erschrak ich freilich nicht wenig: jetzt aber bin ich so daran gewöhnt, daß ich mir gar nichts mehr daraus mache, besonders seitdem mir ein gewisser Araber einen eisernen Ring aus Galgennägeln geschenkt, und mich einen Spruch gelehrt hat, der aus einer Menge heiliger Namen besteht – es wäre denn, daß du auch mir nicht glauben wolltest, Tychiades?“ – „Wie sollte ich dem Eukrates, dem Sohne Dinon’s, nicht glauben,“ versetzte ich, „dem einsichtsvollen Manne, der unbefangen genug ist, in seinem eigenen Hause seine Meinung mit aller Freimüthigkeit auszusprechen?“

18. „Was sich also mit der Bildsäule zuträgt,“ fuhr Eukrates fort, „und was alle Nächte allen Leuten in meinem Hause, jung und alt, zu erscheinen pflegt, das kannst du nicht nur von mir, sondern von jedem meiner Hausgenossen vernehmen.“ – „Mit welcher Bildsäule?“ fragte ich. – „Hast du bei’m Eintreten auf der Hausflur nicht die schöne Statue gesehen, ein Werk des berühmten Demetrius?“ – „Du meinst doch nicht etwa den Discobolus, der mit dem Körper vorgebeugt, wie im Augenblick des Wurfs, den Kopf aufwärts

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1369. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1369.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)