Seite:Lucians Werke 1377.jpg

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bei der Hand, und stellte mich vor ihn hin. Allein Pluto sprach zürnend zu meinem Führer: „„Sein Faden ist ja noch nicht zu Ende: er soll wieder zurück. Aber Demylus, den Schmied, hole herbei, der schon über seine Spindel hinauslebt.““ Wer war froher als ich? Eilends lief ich herauf, befand mich vom Augenblick an ohne Fieber, und sagte nun meinen Leuten allen voraus, Nachbar Demylus werde nächstens sterben. Wirklich hieß es, er wäre erkrankt, und kurz darauf erscholl die Todtenklage im benachbarten Hause.“

26. „Wer sollte sich hierüber wundern?“ fiel Antigonus ein; „habe ich doch einen Menschen gekannt, der zwanzig Tage, nachdem er begraben worden war, wieder in’s Leben zurückkehrte. Ich selbst habe ihn vor und nach seinem Tode ärztlich behandelt.“ – „Wie wäre das möglich,“ rief ich, „daß der Mensch während ganzer zwanzig Tage nicht in Fäulniß übergegangen, oder, wenn er noch lebte, nicht Hungers gestorben seyn sollte? Du müßtest denn nur einen zweiten Epimenides[1] in der Kur gehabt haben.“

27. Wie wir so sprachen, traten die beiden Söhne des Eukrates, die in der Ringschule gewesen waren, ein. Der Eine von ihnen war schon über das Ephebenalter hinaus, der Andere zählte ungefähr fünfzehen Jahre. Nachdem sie uns begrüßt hatten, setzten sie sich neben den Vater auf das Ruhebette, und mir ward ein Stuhl gebracht. Eukrates, dem der Anblick seiner Söhne eine neue Geschichte in’s Gedächtniß gebracht hatte, hub an, indem er seine Hand auf sie legte: „So wahr ich Freude an diesen Beiden erleben


  1. S. die Anm. zu Timon 6.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1377. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1377.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)