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sondern vielmehr die Behauptung belegen, daß auch unter den Mechanikern nur Diejenigen unsere volle Bewunderung verdienen, welche bei ausgezeichneter Kenntniß der Theorie, der Nachwelt auch Denkmale ihrer Kunst in vollendeten Werken hinterlassen haben. Denn Wer blos im Sprechen [über seine Kunst oder Wissenschaft] bewandert ist, kann blos für gelehrt, nicht aber für geschickt[1] gelten. Beides aber waren Sostratus aus Knidus und Archimedes. Von Jenem wissen wir, daß er den Ptolemäus sammt der Stadt Memphis ohne Belagerung blos durch Ableitung des Nilstroms überwältigte: Dieser verbrannte durch Anwendung seiner Kunst die feindliche Flotte. Noch früher hatte Thales aus Milet, der dem Krösus das Wort gegeben hatte, seine Armee trockenes Fußes über den Halys zu schaffen, durch irgend ein sinnreiches Verfahren den Fluß in Einer Nacht hinter dem Lager herumgeführt, wiewohl er kein Mechaniker vom Fach, aber ein geschickter, erfinderischer Kopf war, der Andere mit Leichtigkeit für seine Ideen gewann.[2] Ich übergehe die uralte Sage von Epéus, der [vor Troja] den Achäern nicht nur das hölzerne Pferd gezimmert, sondern auch zugleich mit ihnen sich in dasselbe begeben haben soll.

3. Unter den Männern dieser Art verdient unser Zeitgenosse Hippias genannt zu werden, ein Mann, der in der Theorie die Vergleichung mit jedem Vorgänger aushält, und durch das Talent, geniale Ideen zu fassen und sie klar darzustellen, in demselben Grade ausgezeichnet ist, in welchem


  1. Im Texte Wortspiel mit σοφιστὴς und σοφός.
  2. καὶ συνεῖναι πιθανώτατος, was mir dunkel ist.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1390. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1390.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)