Seite:Lucians Werke 1394.jpg

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hat Hippias sehr weislich es so eingerichtet, daß der Saal für’s kalte Bad auf der Nordseite (ohne jedoch für südliche Luft gänzlich verschlossen zu seyn), die übrigen Gemächer aber, die wärmer seyn müßen, auf der Mittag-, Ost- und Westseite sich befinden.

8. Ich übergehe die vielen andern Bequemlichkeiten, die verschiedenen Plätze für Leibesübungen, die Zimmer, wo man seine Kleider in sichere Verwahrung gibt, und die treffliche Einrichtung, daß man aus diesen, ohne sich zu erkälten, unmittelbar in das Bad kommen kann. – Man würde mir sehr Unrecht thun, wenn man mir die Absicht unterlegen wollte, einem an sich unbedeutenden Werke durch Lobeserhebungen Glanz zu geben. Meiner Meinung nach ist es der größte Beweis von Talent und Meisterschaft, wenn man bei einem gemeinen Gegenstande neue Schönheiten zu erfinden und anzubringen versteht. Und Dieß hat uns der bewundernswürdige Hippias geleistet. Sein Bad hat alle Vorzüge, die ein Bad haben soll: es ist zweckmäßig und bequem eingerichtet, helle, zeigt die angemessenste Symmetrie in Benützung des Raums und gewährt vollkommene Sicherheit bei’m Gebrauche desselben.[1] Außerdem ist es auf’s Sinnreichste mit Allem versehen, was sonst noch seine Annehmlichkeit erhöhen kann, wohin auch zwei bequeme Gemächer für gewisse Bedürfnisse, zahlreiche Thüren, und endlich zwei Uhren gehören, wovon die eine mittelst eines Sonnenweisers, die andere, eine Wasseruhr, durch den Schall einer Trompete


  1. Nämlich vor der Gefahr, bestohlen zu werden, was in öffentlichen Bädern häufig geschah.
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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1394. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1394.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)