Seite:Lucians Werke 1397.jpg

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und Kälber lebendig zerrissen: denn sie fräßen das Fleisch roh auf.“

3. Bei diesen Nachrichten lachten, wie natürlich, der König und das ganze Volk der Indier, und hielten’s nicht für der Mühe werth, ein förmliches Kriegsheer entgegen zu schicken. Höchstens könne man, meinten sie, wenn sie näher heran kämen, die Weiber gegen sie ausrücken lassen: ihnen selbst könne es nur Unehre machen, eine Niederlage anzurichten unter toll gewordenen Dirnen und einem Anführer mit weibischem Kopfputz, einem alten, betrunkenem Kerlchen, einem Halbmenschen und einem Haufen nackter Tänzer von dem lächerlichsten Ansehen. Als aber eine Nachricht um die andere einlief, der Gott verwüste das ganze Land mit Feuer, verbrenne die Städte sammt den Bewohnern und zünde die Waldungen an, und in kurzem werde ganz Indien nur Eine Brandstätte seyn, (denn das Feuer ist ja eine Waffe des Bacchus vom Vater und dessen Blitzstrahl her,) da griffen sie endlich im Ernste zur Wehr, zäumten ihre Elephanten, setzten ihnen Thürme auf die Sättel, und rückten auf denselben dem Feinde entgegen, den sie zwar immer noch verachteten, wobei sie jedoch von Zorn und Begierde brannten, jenen unbärtigen Feldherrn sammt seinem ganzen Heerhaufen zu zermalmen.

4. Wie sie einander im Gesichte waren, ordneten sie ihre Elephanten in’s erste Glied, und rückten nun mit der Phalanx heran. Bacchus befehligt das Centrum, Silen den rechten, Pan den linken Flügel. Als Hauptleute und Zugführer sind die Satyrn aufgestellt, und das allgemeine Feldgeschrei ist Evoe! Auf einmal erschallen die Kesselpauken,

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1397. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1397.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)