Seite:Lucians Werke 1409.jpg

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Hütet euch also, daß es euch, bei einer zu großen Erwartung von mir, nicht ergehe wie Denen, die einen Gegenstand im Wasser erblicken, und sich einbilden, er sey wirklich so groß, als er von oben gesehen erscheint, während doch nur sein Bild es ist, das sich erweitert; ziehen sie ihn heraus, so werden sie mit Verdruß gewahr, daß das Ding viel kleiner ist, als sie glaubten. Darum warne ich euch, ehe ich meine Produkte enthülle: erwartet nichts Großes, oder messet die Schuld der getäuschten Hoffnung euch selbst bei.



Die Fliege.

1. Die Fliege ist mit nichten das kleinste unter den geflügelten Thieren, indem sie die Schnacken, Mücken und andere kleinere Insekten eben sehr an Größe übertrifft, als sie selbst hierin der Biene nachsteht. Sie ist aber von andern geflügelten Thieren darin unterschieden, daß sie nicht am ganzen Leibe befiedert und mit eigenen Schwungfedern versehen ist; sondern ihre Flügel bestehen, wie die der Heuschrecken, Cikaden und Bienen, aus einer Art ungemein zarter Häutchen, die an Feinheit alle andern Flügel eben so weit übertreffen, als die Indischen Gewebe unsre Griechischen Mäntel. Und betrachtet man sie genau, wenn sie ihre Flügel gegen die Sonne entfaltet, so wird man ein Farbenspiel, so schön als das des Pfauengefieders, wahrnehmen.

2. Ihr Flug gleicht eben so wenig dem unaufhörlichen Rudern der Fledermäuse, als dem sprungweisen Flattern der

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. Stuttgart 1827–1832, Seite 1409. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1409.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)