Seite:Lucians Werke 1464.jpg

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vorzuschlagen. Dieß that der Mann und lud das Publikum ein, jene Rede über Pythagoras anzuhören.“

6. „Allein der Redner spielte seine Rolle herzlich schlecht, indem er Alles so fertig nach einander hersagte, daß man wohl merkte, wie das Ganze längst vorbereitet und eingelernt war; wiewohl die allzeit fertige Unverschämtheit seines Gehülfen Nichts unterließ, (dieses Gaukelspiel) zu begünstigen. Die Zuhörer brachen in ein allgemeines Gelächter aus: Viele sahen nur den Patreer an und gaben ihm deutlich zu verstehen, daß ihnen sein Antheil an dem Schelmstück nicht entgehe; Andere, denen die einzelnen Stellen der Rede wohl bekannt waren, unterhielten sich während des ganzen Vortrags nur damit, einander auf die Probe zu stellen, Wer das beste Gedächtniß habe, um sich sogleich zu erinnern, welchem der damals berühmtesten Improvisatoren diese, jene Stelle angehöre.“

7. „Unter den Vielen, die damals lachten, befand sich nun auch gegenwärtiger Verfasser. Wer hätte auch nicht lachen sollen über eine so ungeschickt gespielte, handgreifliche, und schamlose Betrügerei? zumal da ihn überhaupt schwer ankommt, das Lachen zu halten. Als nun vollends der Redner den Ton seines Vortrags nach seiner Meinung in’s Melodische stimmte, und ein weinerliches Klagelied auf Pythagoras abzuleyern anfing, da glaubte unser Verfasser den Esel des Sprichworts, der Cither spielen will, so leibhaft vor sich zu haben, daß er eine helle, herzliche Lache aufschlug. Der Mann wandte sich um, bemerkte ihn, und Dieß war der Anlaß der zwischen ihnen bestehenden Feindschaft.“

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1464. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1464.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)