Seite:Lucians Werke 1465.jpg

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8. „Einige Zeit darauf trat das neue Jahr ein, oder vielmehr der dritte Tag nach dem großen Kalender (der dritte Januar), an welchem die Römer, nach einem alten Brauche und dem von dem Könige Numa ihnen vorgeschriebenen Ceremonialgesetze zufolge, Jahresgelübde und Opfer darbringen, indem sie des Glaubens leben, als ob die Götter an diesem Tage ihren Gebeten besondere Aufmerksamkeit schenkten. An diesem heiligen Festtag also war es, wo eben jener Mann, der zu Olympia über den verpfuschten Pythagoras gelacht hatte, diesen ekelhaften Prahler, der fremde Reden als eigene deklamirte, auf sich zukommen sah. Er kannte genau Dessen Charakter, seine lüderliche und schändliche Aufführung, und wußte, was er zu treiben pflegt, und worüber man ihn schon betroffen hatte. Daher sagte er zu einem seiner Bekannten: „„laß uns dieser widerwärtigen Erscheinung aus dem Wege gehen; denn mit diesem zusammenzutreffen, würde uns den heiligsten Tag zum Apophras [Unheilstag] machen.““ Dieses Wort Apophras hörte der Sophist, und um sich nun, wie er meinte, an dem Manne wegen jenes Gelächters schadlos zu halten, lachte er darüber als über ein barbarisches, im Griechischen ganz unbekanntes Wort, und fragte alle Umstehenden: „„Apophras? Was ist doch das? Vielleicht eine Frucht? ein Kraut? oder ein Stück Hausrath? Sagt mir doch, kann man das Ding essen oder trinken, diesen Apophras? Hab’ ich doch mein Tage dieß Wort nie gehört, und werde auch nie errathen, was er heißen soll.““

9. „Durch solches Geschwätz glaubte er diesen meinen Mann zu demüthigen; und wirklich lachte man auch genug

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1465. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1465.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)