Seite:Lucians Werke 1490.jpg

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und was hier so eben noch kupferfarben war, erscheint bei einer kleinen Wendung als Gold; was in der Sonne als das schönste Blau glänzte, wird im Schatten zu Dunkelgrün: so wechselt mit der Beleuchtung auch das Farbenspiel des Gefieders.

12. Eben so das Meer – wie einladend, wie lusterregend ist sein Anblick, wenn es wie ein glatter Spiegel vor uns ausgebreitet liegt! Doch Euch ist dieß bekannt, auch wenn ich es nicht erst sagte. Aber Wer auch ganz dem innern Lande angehört und sich noch nie zur See versucht hat, wird dennoch, zumal wenn er einen milden Lufthauch die Segel schwellen und das Fahrzeug auf den glatten Wellen sanft dahin gleiten sieht, von einer unwiderstehlichen Lust ergriffen werden, das Schiff auch zu besteigen und recht weit vom festen Lande sich zu entfernen.

13. Nicht anders ist es mit den Reizen dieses Saales. Sie haben die Wirkung, daß sie auffordern, in ihm zu sprechen, daß sie den Sprechenden begeistern, daß sie seinen Beifall auf alle Weise befördern. Auch ich empfinde diese Aufforderung, oder vielmehr, ich habe sie längst empfunden, und erscheine nun, von der Schönheit des Saales wie von der Zauberkraft einer Sirene angezogen, um mich hier in Vorträgen vernehmen zu lassen, nicht ohne die zuversichtliche Hoffnung, meine Leistungen, so wenig anziehend sie bis jetzt gewesen seyn mögen, werden in dieser Umgebung, wie in dem Schmuck eines schönen Gewandes, in euren Augen ebenfalls an Schönheit gewinnen.

14. Aber indem ich so spreche, siehe! da unterbricht mich ein Gegenredner, der für nichts Gemeines angesehen

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1490. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1490.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)