Seite:Lucians Werke 1496.jpg

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werfet, uns darüber nicht völlig vergessen möchtet, so will ich versuchen, so gut ich’s vermag, Euch diese Gegenstände mit Worten vorzumalen. Vielleicht macht es Euch Vergnügen, von Dingen sprechen zu hören, welche Ihr mit Bewunderung betrachtet. Vielleicht auch, daß es mir Euren Beifall erwirbt und daß Ihr mich meinem Gegner vorziehet, wenn auch ich mich zum Lobe dieses Saales vernehmen lasse, und Euch dadurch das Vergnügen seines Anschauens zu verdoppeln suche. Uebrigens wird Euch die Schwierigkeit des Unternehmens nicht entgehen, Euch ohne Farben und räumliche Zeichnung so mannichfaltige Bilder vor die Seele führen zu wollen: denn eine Malerei mit bloßen Worten muß immer unbefriedigt lassen.“

22. „Zur Rechten vom Eingang also stellt sich die Argolisch-Aethiopische Sage dar, Perseus, wie er auf seinem Fluge von den Gorgonen her nebenbei das Meerungeheuer erlegt, um die Andromeda zu befreien und nun im Begriffe ist, sie mit sich zu nehmen und zu heirathen. Der Künstler hat hier auf einem kleinen Raume Vieles ausgedrückt: die Verschämtheit und Angst der Jungfrau, die von einem Felsen herab dem Kampfe zusieht, den von der Liebe befeuerten Muth des Jünglings, die furchtbare Gestalt des Ungeheuers, wie es mit emporstrebenden Stacheln und gräßlich gähnendem Rachen auf ihn zufährt. Mit der Linken hält ihm Perseus das Gorgonenhaupt vor, während er mit dem Schwert in seiner Rechten in dasselbe einhaut. So weit des Ungethüm dem Anblick der Medusa ausgesetzt ist, hat es sich bereits versteinert: in den noch belebten Theil desselben fährt der Hieb des krummen Schwertes.“

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1496. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1496.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)