Seite:Lucians Werke 1566.jpg

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zu sehr grämen, noch auch über Gorgonen so sehr aufgebracht seyn. Ist ja auch Abrotonon dir damals nicht gram worden, wiewohl ihr früher immer gute Freundinnen gewesen waret.

2. Nur darüber muß ich mich wundern, was der Kriegsmann Schönes an dieser Gorgona finden konnte! Er muß blind gewesen seyn, um nicht zu sehen, daß sie halb kahl ist, und daß sie bleifarbene, abgestorbene Lippen, eine lange Nase und einen magern Hals hat, an welchem alle Adern hervortreten. Das Einzige muß man gelten lassen, sie ist schlank gewachsen, hat eine gute Haltung und etwas besonders Verführerisches in ihrem Lächeln.

Glycera. Glaubst du denn, Thais, der Akarnanier sey durch ihre Reize gefangen? Weißt du denn nicht, daß ihre Mutter, die Chrysarion, eine Hexe ist, daß sie gewisse Thessalische Sprüche weiß, und den Mond auf die Erde herabzaubern kann? Man behauptet sogar, sie fliege bei Nacht. Die hat dem Menschen ein Tränklein gegeben, und ihn verrückt gemacht, und nun beeren sie ihn bis auf den Kamm ab.[1]

Thais. Nun so beere du einen Andern ab, liebes Glycerchen, und laß Diesen laufen.


2. Myrtion, Pamphilus, Doris.

1. Myrtion. Du heirathest also des Schiffsherrn Phido Tochter, Pamphilus, oder vielmehr du hast sie schon


  1. So Wieland glücklich für τρυγὤσιν, was eigentlich Traubenlesen heißt.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1566. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1566.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)