Seite:Lucians Werke 1581.jpg

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Ernste, Musarion, was haben wir denn bis jetzt von diesem jungen Menschen erhalten? Hat er dir ein einzigesmal einen Obolus gegeben, oder ein Kleidungsstück, ein Paar Schuhe, oder auch nur ein Büchschen voll Salböhl? Nein, immer nichts als Entschuldigungen, Versprechungen, Vertröstungen auf eine ferne Zukunft; einmal über das ander heißt es: „wenn einmal mein Vater … wenn ich Herr meines Erbgutes seyn werde, dann ist Alles dein.“ Und wie du sagst, hat er dir sogar geschworen, daß er dich zu seiner gesetzlichen Gattin machen wolle?

Musarion. Ja Mutter, das hat er mir mit einem Eide bei Ceres, Proserpina und Minerva versprochen.

Mutter. Und du glaubst ihm, wie natürlich. Deßwegen hast du auch neulich, als er seinen Beitrag zu euerem Kränzchen nicht zahlen konnte, ihm ohne mein Vorwissen deinen Ring vom Finger gegeben: den hat er nun verkauft und vertrunken. Und die zwei Ionischen Halsketten, jede zwei Dariken schwer, welche dir der Chiische Schiffsherr Praxias in Ephesus hatte machen lassen, wo sind die hingekommen? Nicht wahr, dein Chäreas brauchte sie, als er seinen Antheil an einem Schmause mit seinen Cameraden zu bestreiten hatte? Und dein feines Linnenzeug, deine Halstücher – darnach mag ich gar nicht fragen. In der That, dieser Chäreas ist ein kostbarer Schatz, den wir gefunden haben.

2. Musarion. Aber er ist so schön, so jugendlich, er versichert mich seiner Liebe mit so zärtlichen Thränen: und er ist nicht gemeiner Leute Kind, seine Mutter ist die Dinomache und sein Vater Laches ist Rath auf dem Areopag. Er verspricht, mich zu heirathen, und wir dürfen ein

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1581. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1581.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)