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großes Glück von ihm hoffen, wenn einmal der Alte die Augen zumacht.

Mutter. Und wenn du jetzt ein Paar neue Schuhe brauchst und der Schuster will seine zwei Drachmen[1] haben, so werden wir ihm sagen: „Geld haben wir zwar keines, aber desto mehr Hoffnungen, nimm dir etliche davon mit!“? Zu dem Mehlhändler sagen wir das Nämliche. Und wenn man die Hausmiethe von uns verlangt, so sprechen wir: „Warte nur, bis der alte Laches todt ist: nach der Hochzeit wollen wir dich bezahlen.“ Schämst du dich denn nicht, daß du die Einzige unter allen Hetären bist, die kein Ohrgehenk, keine Halskette und keinen Tarentinischen Schleier hat?

3. Musarion. Sind sie darum glücklicher und schöner als ich, liebe Mutter?

Mutter. Nein, aber klüger: sie verstehen die Hetärenkunst, und glauben nicht den schönen Worten der jungen Leute, denen ihre Schwüre nur auf den Lippen sitzen. Du aber bist ein leichtgläubiges, verliebtes Mädchen und willst mit keinem Andern zu thun haben, als allein mit diesem Chäreas. Nur erst neulich, als der junge Landmann aus Acharnä kam, der doch auch noch ein glattes Kinn hat, und zwei Minen mitbrachte als Erlös aus Wein, den er für seinen Vater verkauft hatte, den wiesest du mit Nasenrümpfen ab und kostest dafür mir deinem Adonis Chäreas.

Musarion. Wie? ich sollte also den Chäreas laufen lassen und den Bauer mit seinem Bocksgeruch bei mir beherbergen?


  1. 52 kr.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1582. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1582.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)