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Der feine, zierliche Chäreas und das Schwein aus Acharnä, welch ein Unterschied!

Mutter. Mag seyn: er ist freilich nur ein Bauer und führt nicht den besten Geruch. Aber warum hast du denn auch dem Antiphon, des Menekrates Sohn, kein Gehör gegeben, der dir eine Mine versprach? Ist der nicht ein hübscher, artiger Städter, und eben so jung als Chäreas?

4. Musarion. Aber Chäreas hatte gedroht, uns Beide umzubringen, wenn er mich bei ihm träfe.

Mutter. Oho! wie viele jungen Leute haben nicht schon so gedroht! Deßwegen also willst du ohne Liebhaber bleiben und so keusch leben als eine Priesterin des Ceres? Doch genug davon. Das Erntefest ist heute: was hat er dir zum Angebinde gebracht?

Musarion. Er hat Nichts, Mutterchen.

Mutter. Also unter allen jungen Leuten seines Alters hat blos Chäreas noch keinen Kunstgriff ersonnen, dem Beutel seines Vaters beizukommen? Hat er denn keinen Sklaven, durch den er ihn beluchsen lassen könnte? Kann er nicht von seiner Mutter Geld fordern, und ihr drohen, zu Schiffe zu gehen und Soldat zu werden, wenn sie ihm keines gäbe? Aber da sitzt er müßig und zehrt von unserem Fett, und nicht genug, daß er uns Nichts gibt, so will er uns nicht einmal erlauben, von Andern zu nehmen. Meinst du denn, Musarion, du werdest immer achtzehen Jahre alt bleiben? Und des Chäreas Gesinnung werde sich nicht ändern, wenn er einmal selbst ein reicher Herr ist, oder wenn seine Mutter eine glänzende Verbindung für ihn ausfindig gemacht haben wird? Wenn ihm da vielleicht die lockende

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1583. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1583.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)