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10. (11). Tryphäna und Charmides.

1. Tryphäna. Was soll das, Charmides? Wer hat sich jemals zu einer Hetäre gebettet und ihr fünf Drachmen gegeben, um ihr den Rücken zuzukehren und die ganze Nacht mit Weinen und Seufzen zuzubringen? Diesen Abend wollte dir kein Tropfen Wein schmecken, und doch mochtest du auch nicht allein zu Tische seyn. Während der ganzen Mahlzeit standen dir die Thränen in den Augen, ich habe es wohl gesehen; und jetzt heulst du vollends wie ein kleines Kind. Was ist dir denn, Charmides? Verhehle mir’s nicht, damit ich doch wenigstens diese Unterhaltung in der schlaflosen Nacht habe, die ich mit dir zubringen muß.

Charmides. Die Liebe bringt mich um, Tryphäna: ich halte diese Qual nicht länger aus.

Tryphäna. In mich wenigstens bist du nicht verliebt, so viel ist klar: denn wie könntest du sonst mich bei dir haben, und doch so kalt meine Umarmungen von dir stoßen? Dein Mantel bildet ja recht eigentlich eine Mauer zwischen uns Beiden, nur damit ich dir nicht zu nahe kommen soll. Sage mir also, wie heißt denn die Geliebte? Vielleicht daß ich dir zum Ziele helfen kann: ich verstehe mich ein wenig drauf, wie man dergleichen Dinge angehen muß.

Charmides. Du kennst sie recht gut, und sie dich: sie ist keine von den unbekannten Hetären.

Tryphäna. Nun, ihr Name?

2. Charmides. Philemation.

Tryphäna. Welche Philemation? Es gibt ihrer zwei:

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1595. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1595.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)