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Tryphäna. Ha, das glaube ich! Sie stellt sich wohl vor, wie abscheulich du die Schwindflechten finden würdest, mit welchen sie am ganzen Leibe bedeckt ist. Denn von dem Halse bis zu den Knieen ist sie so fleckigt als ein Pardel. Und du weintest darüber, eine solche Schönheit nicht an deiner Seite zu wissen? Sie wird doch nicht etwa gar spröde gethan und dich beleidigt haben?

Charmides. Das hat sie gleichwohl, Tryphäna, ungeachtet sie schon so viel von mir erhalten hat. Und nun, da sie auf’s Neue tausend Drachmen[1] von mir haben will, die ich ihr nicht geben kann, weil mein Vater mir sehr auf die Finger sieht, hat sie den Moschion bei sich aufgenommen und mir ihre Thüre verschlossen. Deßwegen habe ich dich holen lassen, um ihr dafür einen Verdruß anzuthun.

Tryphäna. Nun so soll mir Venus ungnädig seyn, wenn ich gekommen wäre, hätte ich gewußt, daß ich nur dazu dienen soll, einer Andern Verdruß zu machen, und das vollends einem solchen Todtengerippe, wie diese Philemation! Ich stehe auf und gehe. Der Hahn kräht ohnedieß schon zum drittenmale.

4. Charmides. Nicht so eilig, liebe Tryphäna, hörst du! Wenn das Alles wahr ist, was du mir von der Philemation sagst, von ihrer Perücke, ihren gefärbten Haaren und ihren Schwindflechten, pfui, so möchte ich sie gar nicht wieder ansehen.

Tryphäna. Frage deine Mutter, die vielleicht schon im Bade mit ihr zusammen war. Und was ihr Alter betrifft,


  1. 440 fl.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1597. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1597.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)