Seite:Lucians Werke 1602.jpg

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ins Haus. Alles schlief. Ich tappte so lange an den Wänden herum, bis ich vor ihrem Bette stand.

4. Ioëssa. Und was hast du gefunden? Hilf Ceres, wie er mich ängstigt!

Lysias. Ich merkte gleich, daß hier mehr als Eine Person Athem holte, und glaubte anfänglich Lyda, ihr Mädchen schlafe bei ihr. Die war es aber nicht, Pythias. Denn wie ich so herum tastete, fand ich, daß es ein auf dem Kopfe geschorenes, übrigens noch ganz unbärtiges und zartes Bürschchen war, das eben so von Salben duftete wie sie selbst. Hätte ich einen Säbel bei mir gehabt, so würde ich mich wohl nicht lange bedacht haben, das dürft ihr mir glauben. Aber – was soll das, Pythias? Ihr lacht wohl gar? Kommt euch etwa die Geschichte so lustig vor?

Ioëssa. Also das war’s, Lysias, was du mir so übel nahmst? Siehe, diese Pythias hat bei mir geschlafen.

Pythias. Stille, Ioëssa, ich bitte dich, sage ihm nicht –

Ioëssa. Warum nicht? Die Pythias wars, mein geliebter Lysias; ich habe sie bitten lassen, die Nacht bei mir zuzubringen, weil ich so betrübt war, daß ich dich nicht bei mir haben sollte.

5. Lysias. Wie? Dieser Pythias hätte das geschorene Köpfchen gehört? Sonderbar! und in fünf Tagen ist ihr diese Fülle von Haaren gewachsen?

Ioëssa. In einer Krankheit sind ihr die Haare ausgefallen, und nun hat sie sich die übrigen vollends abschneiden lassen und trägt jetzt eine Perücke. Zeige es ihm doch, Pythias, ich bitte dich, damit er sich von der Wirklichkeit

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1602. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1602.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)