Seite:Lucians Werke 1622.jpg

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hätte, auch nur von Ferne jener Mordthat zu erwähnen, wäre auf der Stelle gesteinigt worden.

16. Nun zog unser Mann zum zweitenmal aufs Landstreichen aus, wobei ihm statt alles Reisegeldes die Gutmüthigkeit der Christianer genügte, welche ihm überall zur Bedeckung dienten, und es ihm an Nichts gebrechen ließen. Eine Zeitlang ward er auf diese Weise gefüttert. Als er aber auch gegen die Gesetze der Christianer anstieß – man hatte ihn, glaube ich, einmal etwas bei ihnen Verbotenes essen sehen – so schloßen sie ihn aus ihrer Gemeinschaft aus, und Peregrinus, der nun nicht mehr wußte, wie er sich fortbringen sollte, glaubte jetzt im Fall zu seyn, die seiner Vaterstadt geschenkten Güter wieder zurückfordern zu dürfen. Er wandte sich auch wirklich mit einer Bittschrift an den Kaiser, um von diesem einen Befehl zu der Herausgabe derselben auszuwirken. Allein die Stadt machte Gegenvorstellungen, und so richtete er Nichts aus, sondern wurde angewiesen, es bei einer Verfügung, zu welcher ihn Niemand genöthigt habe, bewenden zu lassen.

17. Seine dritte Reise ging jetzt nach Aegypten zu Agathobulus, wo er der wunderlichen Tugendübung der Cyniker sich widmete, den Kopf sich zur Hälfte glatt abscheren ließ, das Gesicht mit Koth besudelte, und die unanständigsten Dinge auf öffentlichem Markte trieb, blos um zu zeigen, daß diese Dinge alle zu den indifferenten gehören. Auch geißelte er sich, oder ließ sich von Andern mit einem Stecken den Hintern zerklopfen; vieler anderer noch läppischerer Spectatelstücke gar nicht zu gedenken.

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1622. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1622.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)