Seite:Lucians Werke 1628.jpg

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errichtet und gezündet ist, so bleiben sie daneben ganz unbeweglich stehen, und lassen sich gemächlich die Haut versengen, besteigen sodann in gemessener Haltung den Holzstoß selbst, legen sich nieder, und verbrennen, ohne nur im Geringsten ihre Lage zu verändern. Was ist es dagegen Großes, in die Flammen zu springen und in demselben Augenblicke zu sterben, wo man von ihnen ergriffen wird? Sonst bliebe ihm immer noch die Hoffnung, wenn auch halbgebraten, wieder heraus springen zu können, wenn er nicht, wie man behauptet, die Veranstaltung getroffen hat, daß der Holzstoß ziemlich tief in die Erde geht.

26. Einige wollen behaupten, er habe seinen Entschluß geändert, und erzähle nun gewisse Träume, durch welche ihm Jupiters Wille, daß der heilige Platz nicht entweiht werden solle, kund gethan worden sey. Allein wegen dieses Punktes soll der Mann ruhig seyn. Ich wollte schwören, daß keine Gottheit es ungerne sehen wird, wenn ein Peregrinus des kläglichsten Todes stirbt. Es wird für ihn nicht einmal thunlich seyn, sein Wort zurückzunehmen. Denn die Hundephilosophen, von welchen er umgeben ist, lassen ihm keine Ruhe: sie beugen auf alle Weise seiner Zaghaftigkeit vor, entzünden seine Phantasie immer mehr, und stoßen ihn am Ende wider Willen auf den Scheiterhaufen. Das Lustigste, was er thun könnte, wäre alsdann, wenn er ein Paar dieser Bursche mit sich in die Flammen hineinrisse.

27. Auch höre ich, daß er nun nicht mehr Proteus heißen will, sondern den Namen Phönix angenommen hat, weil der Indische Vogel Phönix, wenn er ein sehr hohes Alter erreicht hat, sich selbst verbrennen soll. Nicht minder

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1628. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1628.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)