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30. So lautet das Orakel, welches Theagenes von der Sibylla gehört haben will. Dagegen vernehme er eine andere Prophezeiung, welche Bacis in folgenden Versen über denselben Gegenstand gegeben hat, und welche auf jene erstere vortrefflich paßt:

Aber sobald der Cynische Mann, der vielfach benannte,
Rasch in die Flammen sich stürzt, von der Ruhmsucht Furie kopfkrank;
Sollen sie hinter ihm drein, die ihm folgenden Cynalopeken,[1]
Allesammt springen, das Todesgeschick des Wolfes zu theilen.
Aber woferne den Gluthen entflöh’ ein zagender Feigling,
Diesen bedecken sofort mit Steinen gesammte Achäer,
Daß er nicht länger, bei frostigem Muth, von Feuer zu reden
Wage; nicht länger durch Wucher, wiewohl er im lieblichen Paträ
Fünfzehn Talente besitzt, mit Gold den Ranzen sich fülle.

Nun, was dünkt euch? Ist etwa Bacis ein schlechterer Orakelpoet als die Sibylla? So wäre es also Zeit für die bewundernswürdigen Genossen des Proteus, sich nach einem Orte umzusehen, wo sie zu Luft werden könnten, wie sie das Verbrennen zu nennen belieben.“

31. So schloß er; alle Uebrigen riefen: „Ja, laßt sie brennen! Sie sind des Feuers werth!“ und der Redner stieg lachend von seiner Bühne. Allein

Nestor vernahm das Geschrei nicht achtlos – – [2]

Theagenes nämlich, der sogleich herbeirannte, hinaufstieg, und mit kreischender Stimme tausend häßliche Dinge über


  1. D. i. Hundefüchse, ein Schimpfname, hier auf die Cyniker angewendet.
  2. Iliade XIV, 1.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1630. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1630.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)