Seite:Lucians Werke 1648.jpg

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sich einer solchen Prüfung durch barsche Worte, verschanzen sich hinter ihrer Grobheit und schwingen den Knotenstock. Fragt man nach ihrer Wirksamkeit, so besteht sie in Worten; und will man sie nach diesen beurtheilen, so berufen sie sich auf ihr Leben.

16. Die ganze Stadt ist voll von diesen Tagedieben, zumal von solchen, die sich Anhänger des Diogenes, Antisthenes und Crates nennen und den Hund zum Patron erwählten, wiewohl sie die guten Eigenschaften dieses Thieres, seine Wachsamkeit, Häuslichkeit, treue Anhänglichkeit und Dankbarkeit, keineswegs zum Gegenstand der Nachahmung machten, um so vollkommener aber in ihrem Gebell, ihrer Gefräßigkeit, Stehlsucht, Geilheit und Schmeichelei, so wie im Schwanzwedeln gegen Jeden, der ihnen Etwas gibt, und in ihrer Neigung, um die Tische her zu seyn, die Hundenatur darstellen.

17. Du siehest nun selbst, wie es in Kurzem gehen wird. Die Handarbeiter werden sich insgesammt aufmachen und ihre Werkstätten im Stiche lassen, wenn sie sehen, daß, während sie vom Morgen bis an den späten Abend über ihre Arbeit gebückt sich schinden und plagen, und dennoch ihr Leben nur kümmerlich fristen, diese Müßiggänger und Marktschreier im Ueberflusse leben, gebieterisch fordern, oder ohne Umstände zugreifen, und schelten, wenn sie Nichts kriegen, aber nicht danken, wenn man ihnen gegeben hat. Das dünkt ihnen nun ein Leben wie in der goldenen Zeit, wo der Honig den Leuten von selbst in den Mund floß.

18. Doch wäre alles Dieß noch erträglicher, wenn sie uns sonst keine Schmach weiter anthun würden. Allein diese

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1648. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1648.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)