Seite:Lucians Werke 1665.jpg

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sind, haltest du, meinte ich, alle Diejenigen in Ehren, welche ein gleiches Loos hätten.

Saturn. Wirst du nicht aufhören mit deinem albernen Gerede?

Priester. Gut, ich bin stille davon. Aber nur Dieses sage mir noch. Spielten denn die Menschen zu deiner Zeit auch schon mit Würfeln?

Saturn. Warum nicht? Aber freilich nicht um Talente und Zehntausende von Drachmen wie ihr, sondern höchstens um Nüsse, so daß sich eben Keiner schwer kränkte, wenn er verlor.

Priester. Das war sehr vernünftig. Nun freilich, um Was hätten sie auch spielen sollen, da sie ja selbst aus purem Golde waren! Wie du das vorhin sagtest, fiel mir ein: wenn man einen solchen massiv goldenen Menschen in unsere jetzige Welt brächte und dem großen Haufen vor die Augen führte, wie würden sie dem armen Schelm mitspielen! Zuverlässig würden sie über ihn herfallen und ihn zerstückeln, wie einst die Mänaden den Pentheus, die Thracierinnen den Orpheus und den Actäon seine Hunde, und würden sich herumbalgen, Wer das größte Stück davon trüge. Können sie ja doch nicht einmal, so lange sie dein Fest begehen, ihre Gewinnsucht vergessen: sondern sehr Viele machen sogar auch diese Feier zur Erwerbsquelle. Und Diejenigen, welche bei diesen Lustgelagen ihre Freunde geplündert haben, gehen vergnügt mit ihrer Beute davon: die Andern aber lästern unvernünftigerweise über dich und zerstampfen die unschuldigen Würfel, als ob sie verantwortlich wären für den Schaden, den sie doch selbst mit Wissen und Willen sich zugefügt haben.

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1665. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1665.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)