Seite:Lucians Werke 1725.jpg

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große Uebelthäter. Denn sie achteten nicht des Eides und beherbergten nicht den Fremdling, noch nahmen sie sich des Schutzflehenden an: darob kam eine große Heimsuchung über sie. Alsbald ergoß die Erde eine Menge Wassers, gewaltige Regengüsse stürzten herab, die Ströme traten weit über ihre Ufer, und selbst das Meer stieg hoch über sein Gestade, bis daß Alles Wasser wurde und alle Menschen umkamen. Deucalion aber war der einzige Mensch, der für ein zweites Geschlecht übrig blieb, um seiner Klugheit und Frömmigkeit willen. Seine Rettung aber geschah also: er hatte einen sehr großen Kasten; in diesen ließ er seine Weiber und Kinder steigen, und stieg zuletzt selbst hinein. Und wie er eben einstieg, so kamen Schweine herbei, und Pferde, und alle Arten wilder Thiere, und Schlangen und Alles, was auf Erden lebt, von jeder Art ein Paar. Er aber nahm sie alle auf. Und sie thaten ihm Nichts zu Leide, sondern die Götter stifteten Friede und Freundschaft zwischen ihnen. Und so schifften sie Alle zusammen in Einem Kasten, so lange das Wasser stark war auf Erden. Solches erzählen von Deucalion die Griechen.

13. Hierauf aber – und dieß ist die sehr wunderbare Sage der Leute von Hierapolis – habe sich in der Gegend dieser Stadt eine sehr große Kluft aufgethan und alles das viele Wasser wieder verschlungen. Und Deucalion habe nach diesem Allem Altäre aufgerichtet und über der Kluft der Juno einen Tempel erbaut. Ich selbst habe die Kluft gesehen, so unter dem Tempel ist, habe sie aber sehr klein befunden. Ob sie nun früher größer war, und erst allmählig so klein wurde, wie sie jetzt ist, weiß ich nicht. Die ich wenigstens

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1725. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1725.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)