Seite:Lucians Werke 1727.jpg

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sich leicht annehmen: aber daß er der Derceto geheiligt sey, glaube ich keineswegs, sintemalen es auch in Aegypten Leute gibt, so keine Fische essen, solches aber nicht der Derceto zu Gefallen thun.

15. Noch besteht eine andere heilige Sage, die ich von einem weisen Manne vernommen, daß nämlich die Göttin des Tempels die Rhea sey, der Tempel selbst aber ein Werk des Attes. Attes aber war von Herkunft ein Lydier, und der Erste, so den geheimen Dienst der Rhea lehrte. Und was die Phrygier, die Lydier, und die Samothracier feiern, haben sie Alles von Attes gelernt. Denn da ihn Rhea verschnitten hatte, hörte er auf, nach Mannes Weise zu leben, nahm weibliche Gestalt an, trug Frauenkleider, wanderte durch alle Lande, feierte den geheimen Dienst, erzählte, was ihm widerfahren, und sang den Preis der Rhea. Auf solche Art kam er auch nach Syrien. Und als Diejenigen, so jenseit des Euphrat wohnen, weder ihn selbst noch seinen neuen Gottesdienst bei sich aufnehmen wollten, stiftete er das Heiligthum hier auf dieser Stätte. Auch kommt nach ihren Zeichen diese Göttin zumeist mit der Rhea überein. Denn sie wird von Löwen gezogen, trägt die Handpauke und auf dem Kopf die Thürme, gerade wie in Lydien die Rhea vorgestellt wird. Und in Betreff ihrer Priester, Gallen genannt, sagte mir der Mann, daß auch in diesem Tempel welche wären, und daß nie der Juno, wohl aber der Rhea zu Ehren solche Priester sich verschnitten, indem sie dem Attes nachahmten. Dieß schien mir nun zwar nicht ungereimt zu seyn, aber nicht wahr, indem ich auch von dieser Verschneidung

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1727. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1727.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)