Seite:Lucians Werke 1737.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Solches sprach er und that darnach. Die Angeber wurden alsbald zum Tode geführt. Combabus aber ward beschenkt, und nahm stets zu in der Gnade des Königes. Und in ganz Assyrien war Niemand, der ihm an Glück und Weisheit vergleichbar schien.

26. Nunmehr aber erbat er sich, den Tempel, den er unvollendet zurückgelassen hatte, vollenden zu dürfen. Er ward also abermals ausgesendet, beendigte den Bau, und blieb hinfort in der heiligen Stadt wohnhaft. Der König aber verlieh ihm um seiner Verdienste und seiner Tugend willen die Ehre, daß seine Bildsäule aus Erz im Tempel aufgestellt wurde. Und noch jetzt steht dieser eherne Combabus daselbst, ein Werk des Hermocles aus Rhodus; die Züge sind wie bei einem Weibe, die Kleidung aber ist männlich. Auch sagt man, daß Etliche seiner Freunde, die ihm besonders wohl wollten, um ihm zum Troste zu dienen, sich entschloßen, sein Schicksal zu theilen. Sie entmannten sich nämlich gleichfalls, und erwählten auch seine Lebensweise. Andere aber führen eine heilige Sage an, indem sie erzählen, Juno selbst hätte den Combabus geliebt, und damit er über seine Entmannung nicht allein trauern müßte, noch mehreren Anderen in den Sinn gegeben, sich zu verschneiden.

27. Auf diese Weise ist ein Brauch entstanden, der zur Stunde noch besteht, indem sich jedes Jahr eine Anzahl junger Leute in dem Tempel verschneidet und in Weiber umgestaltet, sey es nun, daß sie es, um den Combabus zu trösten, oder der Juno zu Ehren thun. Wenn sie entmannt sind, tragen sie keine männliche Kleidung mehr, sondern

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1737. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1737.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)