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und bei Demosthenes: „Wie würden sie seufzen, jene Männer, welche für Ruhm und Freiheit starben.“ u. s. w. Oder des Demosthenes „überfluthenden Redner Python“ mit des Ulysses „Gedräng der Worte, wie stöbernde Winterflocken.“ Oder das Homerische:

Lieber! vermöchten wir sonst, unsterblich Beid’ und unalternd,
Immer zu blühen u. s. w.

mit Demosthenes „Jeglichem Menschen ist der Tod zum Ziele des Lebens gesetzt, und wenn er sich in einem Käficht verschlossen hielte.“ Und so begegnen sich Beide an unzähligen Stellen in denselben Gedanken.

7. Auch bemerke ich an diesem Redner mit besonderem Vergnügen das Affectvolle, die schöne, klare Ordnung der Darstellung, die geschickten Wendungen des Ausdrucks, die allem Ueberdruß begegnende Mannichfaltigkeit und Abwechslung, die gefälligen Uebergänge, die angenehmen und treffenden Gleichnisse, und die über sein ganzes Wesen verbreitete classische Reinheit.

8. Und es wollte mich schon oft bedünken – um die Wahrheit zu gestehen – Demosthenes, der doch dafür gilt, seiner Freimüthigkeit nirgends den Zügel angelegt zu haben, habe gleichwohl in den Vorwürfen, die er den Athenern ihrer Schlaffheit wegen macht, den Anstand noch mehr beobachtet, als Jener bei Homer,[1] der die Achäer Achäerinnen schilt, und fülle die Rolle, die er in jenem großen Trauerspiele Griechenlands zu spielen hatte, mit nachhaltigerer Kraft und vollerer Brust aus, als wir an dem Dichter gewahren, der


  1. Thersites. Il. II, 235.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1756. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1756.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)