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Mutter die Melanope, oder eine Nymphe vom Dryadengeschlechte gibt; sein Leben endlich bald in die Heroenzeit, bald in die Periode der Auswanderung der Ionier verlegt.[1] Seine Glücksumstände, daß er arm gewesen und das Gesicht verloren, alles dergleichen wird, als gänzlich ungewiß, am Besten bei Seite gelassen. Das Feld für mein Lobgedicht ist somit sehr beschränkt; indem mir nichts übrig bleibt, als die müssige Poesie meines Helden (statt sein Leben und seine Thaten) zu preisen, und seine weiten Maximen aus seinen Gesängen zu erschließen und aus denselben zusammenzusuchen.

11. Dein Stoff dagegen ist schon zur Hand: seine Bearbeitung geht leicht und bequem von Statten, und hält sich innerhalb schon bestimmter und geläufiger Namen und Ausdrücke: kurz das Gericht ist schon fertig, du brauchst es nur zu würzen. Denn was hat nicht schon das Glück gethan, den Demosthenes mit Glanz und Größe zu umgeben? Was wäre hier noch unbekannt? Ist nicht Athen seine Vaterstadt, das herrliche, das vielbesungene, das Bollwerk Griechenlands? Geriethe dieses Athen mir in die Hände, ich würde mir die poetische Freiheit nehmen, die alten Liebesgeschichten der Götter, ihre Richtersprüche, Ansiedelungen, Geschenke, und die ganze Geschichte von Eleusis herbeizuziehen. Und würden vollends die Gesetze dieser Stadt, ihre Gerichtshöfe und Volksfeste, der Piräeus, die Colonieen, die Siege zu Wasser und zu Land, mit ins Spiel gebracht:


  1. Im Original folgt der sonderbare Satz: „Geschweige daß man genau wüßte, wie er sich zu Hesiod hinsichtlich des Alters verhält, da man ja den Namen Melesigenes dem bekannten vorzieht.“
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1758. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1758.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)