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aus dem Nichts hat hervorgehen lassen, sollte Dich’s wundern, wenn der die Thaten eines Jeglichen in sein Buch zu schreiben vermag? Wenn Du Dir ein Häuschen gebaut, und Knechte und Mägde Dir angeschafft hast, so achtest Du auf Alles, was sie thun, und auch nicht das Geringste entgeht Dir: um wie vielmehr wird nicht der Gott, der Alles geschaffen hat, ohne Mühe Alles, was Jeder denkt und thut, übersehen können? Denn was Du Götter heißest, ist in den Augen der Vernünftigen ein Kinderspiel.

18. Critias. Vortrefflich! ich erfahre gerade das Gegentheil von Dem, was der Niobe geschah. Du hast mich aus einer Bildsäule zum Menschen gemacht. Bei diesem Gotte also schwöre ich Dir, daß Dir von mir nichts Schlimmes widerfahren soll.

Triephon. Wenn Du mich wirklich von Herzen liebst, so wirst Du nicht unehrlich mit mir zu Werke geben,

Und ein And’res im Herzen verbergen, ein Anderes reden.[1]

So singe mir denn Deine zauberhafte Mähr, damit auch ich die Farbe wechsle, und vor Staunen ein ganz ander Ding werde, als ich war. Doch laß mich nicht gar zum stummen Fels erstarren, wie die Niobe; sondern mache lieber eine Art Nachtigall aus mir, damit ich auf blühenden Auen das Wunder Deiner Verzauberung in Klageliedern besinge.

Critias. Nein, beim Sohne, der aus dem Vater ist! Das soll nicht geschehen.

Triephon. Sprich denn, und empfange die Kraft zu reden von dem Geiste. Ich setze mich und harre schweigend


  1. Il. IX, 313.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1828. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1828.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)