Seite:Lucians Werke 1877.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Rückt näher und vertheilet euch! Durchzücke Du
Mit wilder Gluth die Fersen ihnen und die Zeh’n.
Ergreife Du die Knöchel! Gieße Du Dein Gift,
Das scharfe, reichlich in die Hüften und die Knie!
Ihr legt den Fingern eure Folterschrauben an!


Die Qualen.

Es ist geschehn, o Königin, wie Du gebotst.
Sie liegen hier und jammern, die Erbärmlichen:
Durch alle Glieder fähret ihnen Folterpein.


Podagra.

Wohl! – Fremdlinge, nun werden wir aufs Klarste seh’n,
Ob eure Salbe diese Schmerzen lindern kann.
Wofern sie unbestreitbar mir entgegenwirkt,
Verlaß’ ich stracks die Welt, und ungeseh’n hinfort
Begrab ich in der Hölle tiefste Tiefen mich.


Die Aerzte.

O weh! Die Salb’ ist aufgelegt, doch löscht sie nicht
Der Schmerzen Gluth – o wehe! wehe! wir vergeh’n!
Ein ungemessnes Quälen bohrt durch jedes Glied.
Nein! solch Geschoß entsendet selbst der Donnrer nicht;
So raset nicht des Oceans empörte Fluth;
So tobet nicht des Wirbelwindes Ungestüm! –
O! mich zerreißt der scharfe Zahn des Cerberus –
O! einer Viper äzend Gift verzehret mich! –
Benetzte etwa mein Gewand Centaurenblut?[1]


  1. Anspielung auf den bekannten Mythus von des Herkules Verbrennung.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1877. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1877.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)