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Ludwig Anzengruber: Der Pfarrer von Kirchfeld. Aus: Ludwig Anzengrubers sämtliche Werke. Band 2

unt in der Tiefen aufgschlagn – und i alleweil runter – und da hab i mi so zugricht!

Wirtin. Du hättst di dabei totkugeln könna!

Sepp. Wär a nix dranglegn!

Wirtin. Du redst wie a Heid! Schau, Sepp, is’s denn wirklich wahr, was die Leut von dir redn?

Sepp. Von mir reden s’ gar viel; wann i erst zu allem ja oder nein sagen müßt, tät’s mich verdrießen.

Wirtin. Nur eins möcht i wissen, in Kirchfeld heißt’s, daß man weder di noch dein Mutter in der Kirch sieht?

Sepp (plötzlich sehr schroff). Weißt, Wirtin, mein Mutter is ein arms alts Weib, die is nimmer recht bei sich – die kann für nichts, die laßts mir in Fried!

Wirtin. Aber du?

Sepp (lacht trotzig). Mich laßts auch in Fried!

Wirtin. Schau, Sepp, das is net schön von dir, ös habts neuzeit, wie i hör, so ein lieben, guten Herrn Pfarrer; schon dem zlieb, wann net dir zum Heil!

Sepp (wild). Was kümmerst dich um mich? Bin i dir leicht auf d’ Seel bunden? Bist du verantwortlich für mich? Gwiß net! Gsagt habn sie’s dir, was wir für ein guten, lieben Herrn Pfarrer habn? Glaubst du’s, is’s gut für dich – ich net! Ich hab sie kennen glernt und i will amol mit kein’m was z’ tun haben – weil i net will! Der müßt erst kummen, der mir saget, was mir gfallt, der so tut, wie mir recht wär. Es gibt kein’n, ’s kann kein gebn und i weiß, wie i dran bin mit allen – mit allen! Sie singen doch ein Lied, der eine grob, der andere fein, dö Wörter sein d’ nämlichen!

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Ludwig Anzengruber: Der Pfarrer von Kirchfeld. Aus: Ludwig Anzengrubers sämtliche Werke. Band 2. Wien 1922, Seite 34. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Anzengrubers_s%C3%A4mtliche_Werke_II_034.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)