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Ludwig Anzengruber: Der Pfarrer von Kirchfeld. Aus: Ludwig Anzengrubers sämtliche Werke. Band 2


Brigitte. Dö müssen a bissel a übermütigs Gsindel sein, dö Bubn von Einöd!

Annerl. No, das sein so Liedln, mit dö s’ die Derndln und sich untereinand und alle Welt aufziehn. Aufn Kirtag sein s’ immer so ausglassen, weils ’s ganze Jahr hart abegeht, sonst is schon auszkämma mit ihnen.

Brigitte. Na, und dir falln leicht dö Schnadderhüpfeln a ein, weil dir’s jetzt d’ ganze Wochen so hart abegeht!

Annerl (lacht). Ah na, mir fallen s’ ein, weil i übermütig bin wie a verhätschelte Stadtmamsell. Die reichst Bäuerin im ganzen Land schindt sich im Vergleich zu mir und a Stadtfräula kann net schöner faulenzn.

Brigitte. Na, ich werd dir schon ’n Brotkorb höher hängen, wart nur, bis d’ eingschossen bist in d’ Wirtschaft, dann werd ich d’ Stadtmamsell und d’ reich Bäuerin spieln und du kannst dazuschaun, wie d’ alles in Ordnung haltst!

Annerl. Ich fürcht mich net drauf! Kann’s leicht eine schöner habn? Ich glaub, wenn ich’s ganze Land abgloffen wär, so a Platzl hätt i nindascht troffen. Du bist die gute Stund selber.

Brigitte. Na, na, na, bau nur nit z’ stark auf mein Gutheit!

Annerl. Ich bleib dabei, du bist die gute Stund, wie s’ die Glocken vom Turm gibt – wenn du ausbrummt hast, is auf a sechzig Minuten wieder a Fried. Und dann der hochwürdige Herr, das is a Mann, um den z’ sein is a wahre Freud; ich glaub, bei dem müßt der ärgste Sünder wieder a rechter Mensch werdn!

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Anzengruber: Der Pfarrer von Kirchfeld. Aus: Ludwig Anzengrubers sämtliche Werke. Band 2. Wien 1922, Seite 49. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Anzengrubers_s%C3%A4mtliche_Werke_II_049.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)