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Ludwig Anzengruber: Der Pfarrer von Kirchfeld. Aus: Ludwig Anzengrubers sämtliche Werke. Band 2


Annerl. Wie kann ich dir danken Michel? Mein Seel, ich bin’s nit wert, daß d’ dir all die Müh nimmst für mich.

Michel. O du heiliger Joseph, wann d’ nur nit so dalket daherredest! Ich weiß ja ehnder, daß d’ mir nix dafür gebn wirst, und tat doch alles für dich, wann du’s a nit verdienest. Ich weiß nit, wie’s kämma is, aber du bist mir ’s Liebst auf der Welt!

Annerl. Geh, du tust grad, als ob ich die Gwisse wär …

Michel. Die mich aus St. Jakob vertriebn hat, weil s’ durchaus nix hat merken wolln – die mir, weil ich s’ in Kirchfeld allweil im Gedanken ghabt hab, anfangs d’ Arbeit gwaltig sauer gmacht hat – der ich ausgwichen bin, gleichwohl s’ herkämma is, wie ’s brennte Kind dem Feuer – und der ich jetzt zulauf, wo ich denk, daß s’ ein rechten, aufrichtigen Beistand braucht?! Ja, ja, Annerl, du bist’s – meiner Treu, du warst, bist und bleibst mein Schatz und gleichwohl brauchst nit rot z’ werden und nit auf d’ Seit z’ schaun, brauchst, was i dir gsagt hab, a nit ghört z’ habn, ich bin dir drum doch nit harb; in Gottsnam will i mi a dreinschicken, wie ich nie was Schlechts von dir derlebt hab, daß i a nix Liebs derleb!

Annerl (faßt seine Hände). Du bist doch mein rechter, mein aufrichtiger Freund! Michel, das gedenk ich dir, solang i leb!

Michel. Das wär recht schön – wann d’ aber heiratst!

Annerl. Ich werd nit heiraten!

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Anzengruber: Der Pfarrer von Kirchfeld. Aus: Ludwig Anzengrubers sämtliche Werke. Band 2. Wien 1922, Seite 71. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Anzengrubers_s%C3%A4mtliche_Werke_II_071.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)