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Ludwig Anzengruber: Der Pfarrer von Kirchfeld. Aus: Ludwig Anzengrubers sämtliche Werke. Band 2

was gegen den Pfarr im Schild und – no, er soll euch’s nur selber sagn, was er bringt!

Schulmeister. Gut – gut – das will ich – aber das bitt ich dich, verirrte Gemeinde, unterbreche mich nicht und bedenke, ich bin hier in höherem Auftrage!

Sepp. Red nit so lange herum, ich weiß schon, was d’ bringst, du müßt es nit Weibern aufbunden habn.

Schulmeister. Geliebte, das Reich Antichrists ist nahe …

Sepp. Red nit vom Jüngsten Tag – bleib bei der Stangen – red vom Pfarrer!

Schulmeister. Geliebte! Hört nicht auf diesen Ketzer, hört auf mich! – Das Reich des Antichrist ist nahe und die gläubigen Scharen müssen sich zum Kampfe gegen ihn rüsten; überall hat er sich eingeschlichen, er hat hohe Würden im Lande an sich gerissen und setzt sich selbst vor den Augen des verblendeten Volkes auf die Kanzel! Aber die wahrhafte Frömmigkeit erblickt ihn unter jeder Larve und so hat sie ihn denn auch unter euch erkannt.

Bauern. Unter uns?!!!

Schulmeister. Unter euch! Und führt ihn darum aus eurer Mitte hinweg, damit er fürder eure Seelen nicht verderbe. Hier in dieser Tasche bringe ich die Formel, die ihn hinwegbannt – ja, Geliebte, ich kann sagen: ich stecke den Antichrist eurer Gemeinde in die Tasche! Der Wolf wird von der Herde hinweggejagt und der Hirte kehrt wieder!

Sepp. Verstehts ös dem sein Vorbeterdeutsch? Einfach in unsrer Sprach heißt’s: unsern Pfarrer

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Anzengruber: Der Pfarrer von Kirchfeld. Aus: Ludwig Anzengrubers sämtliche Werke. Band 2. Wien 1922, Seite 90. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Anzengrubers_s%C3%A4mtliche_Werke_II_090.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)