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und fand die Wege äußerst schlecht, so daß er sammt seiner Begleitung eines Tages völlig stecken blieb, und nach dem nächsten Dorfe zurück Boten senden mußte, um Vorspann zu holen. Die Einwohner dort aber liebten keinesweges den Herrn Abt, und zeigten sich seinen Wünschen und Befehlen ganz zuwider. Sie sandten weder Menschen noch Vieh ab, ihm zu helfen, und wiesen seine Boten mit unfreundlichen Worten zurück. Nun sandte der Abt in das zweite nächstgelegene Dorf vor ihm und dort waren die Einwohner ihm holder; sie beeiferten sich förmlich, ihm zu dienen und ihm die erbetene Hülfe zu leisten. Der Abt ertheilte ihnen dafür seinen Segen, und ordnete an, daß dieser hülfreiche Ort hinführo seinen Namen tragen, und dieser Name zugleich seinen Dank auf ewige Zeiten ausdrücken solle. So wurde der Ort Dankmarshausen genannt. Aber jenes Dorf, das sich so bockig und widerhaarig (nach neumodigem Kanzleideutsch „renitent“) ihm gezeigt, das sollte nun auch auf ewige Zeiten Widershausen oder Widdershausen genannt werden, und dem ist auch also geschehen. Beide Dörfer liegen nahe an der Werra beim Städtlein Berka.

63.
Wie zu Berka die Werra ausblieb.

Bei Berka ist die Werra ein ziemlich bedeutender Fluß, daher ein Ereigniß, das sich im Jahre 1682 am 21. Sonntage nach Trinitatis, war der 22. November, begab, wol in Verwunderung setzen durfte. An diesem

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Erster Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 100. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Erster_Band.pdf/108&oldid=- (Version vom 1.8.2018)