Seite:Ludwig Bechstein - Thüringer Sagenbuch - Erster Band.pdf/111

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

voll waren, und die Silberheller wieder im Course sanken. Drei schneeweiße Windhunde wurden in ein Zimmer gesperrt, dessen Fenster von blauem Glase waren, und das ganz blau angestrichen war. Blaugekleidete und blaugefärbte Wärter fütterten die Hunde aus blauen Geschirren mit Blaukohl und gebratenen Blaumeisen und Blaukehlchen. Davon begannen die Hunde endlich selbst blau anzulaufen, und warfen blaue Junge. Mittlerweile wurden drei junge Eichenschossen in Glasröhren zum Wachsthum getrieben, da war kein Raum, Knoten anzusetzen, und so waren nicht ohne große Sorgen, Kosten, Last und Mühe die drei Auflagen erfüllt, und Gerstungen hatte wieder guten Frieden. Der Graf von Brandenburg aber behielt sein Recht der Fleischtaxe, schaffte sich einen andern Krüppel zum Fleischboten an, und behielt den alten Esel zum Fleischholen bei, der mittlerweile lahm geworden war. Nächstdem mußten die Gerstunger Metzger ihren Fleischscharrn abbrechen, und dafür ein Pfründenhaus für arme Krüppel erbauen, auch wurde auf die Stelle, wo sie den Limpert zerhackten, ein breiter Stein gelegt, der liegt noch und heißt der Limpertstein, ein Andenken und zugleich ein Spiegel, nämlich der Warnung.

Diese Sage wiederholt sich unter ziemlich gleichen Umständen auch anderwärts, namentlich in der Stadt Osnabrück mit einem Grafen von Tecklenburg.

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Erster Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 103. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Erster_Band.pdf/111&oldid=- (Version vom 1.8.2018)