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Wild, den der Hölzerkopf that, weil sein mächtiger Wunsch ihn zu dem mächtigen Geiste oder Gotte hingezogen, der nach alter Mythe als Wuotan selbst Wunsch heißt und in Person die Wunscherfüllung ist. – Als bald darauf der Jäger Hölzerkopf seine neuerlangte Kunst, Wild aus der Ferne zu treffen, ohne darnach zu zielen, ja ohne es nur zu sehen, wie das beim Freikugelschießen so üblich ist, im Beisein seines frommen Herrn übte, erschrak dieser gar sehr, schalt den Jäger und hieß ihn zum Elbel gehen, denn in seinem Dienst wolle er solch unheimlichen Knecht, der mit Höllenkünsten umgehe, nicht dulden. Darauf ist auf der Stelle der Hölzerkopf trotziglich von dannen in das Waldesdickigt hinein geschritten, und niemand hat ihn wieder gesehen, außer wenn einer den Elbel mit seinem Heere ziehen sah, denn dahin war und blieb nun jener Jäger auf immerdar verwünscht. Und sind der Elbelstein und die Elbelskanzel die Orte, wo der Hölzerkopf bisweilen auf dem Anstand erblickt wird, und wo er am liebsten mit dem Elbel spukend zieht, bald waldüber nach dem Harzwald, bald hinüber zum nähern Thüringerwalde, bald zum Hochthrone der Frau Hulda, dem Meißner im nachbarlichen Hessenlande, bald in die nächste Nähe zum Hörseelenberge, dem weit verrufenen Hauptsitze des wüthenden Heeres.

Wer geneigt ist zum Nachsinnen über den Elbel, und dessen mythische Beziehung zur allgemeinen Wüthenden-Heeressage, dem sei mitgetheilt, daß manche in dieser Gegend diesen wilden Jagdgeist auch Ebel nennen, daß Ebel hier so viel als Abel ist, und daß in Dänemark und in Schleswig-Holstein der wilde Nachtjäger Abel heißt, der ein grausamer König und Brudermörder war, und verdammt wurde, mit einer Schaar kleiner Hunde, denen feurige

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Erster Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 115. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Erster_Band.pdf/123&oldid=- (Version vom 1.8.2018)