Seite:Ludwig Bechstein - Thüringer Sagenbuch - Erster Band.pdf/124

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Zungen aus dem Hals hängen, ewig zu jagen. (D. S. B. 177.) Unmittelbar aber vom Hainich nach dem Harze geht der schnurgerade Weg über Mühlhausen und das Jagdschloß Ebeleben, in dessen Nähe wiederum vor Zeiten die alte Hulda, die Beschützerin des Flachsbaues und der Spinnrocken Kultorte gehabt haben mag, wie zum mindesten die Ortsnamen Rockstedt und Rockensussra vermuthen lassen. Ebeleben liegt in einer Ebene, und im Namen des durch dieselbe schleichenden Flüßchens Helbe birgt sich wiederum der mythische Name Ebel. Solche Ort-Namenforschung kann auf manche Spur lenken, nur muß sie vorsichtig und behutsam und nicht blindgläubig verfolgt werden, damit nicht das, dem im Irrgarten der Namenforschung herumtaumelnden Mythographen fleißig vortanzende Irrlicht der Hypergelahrtheit in den Sumpf führe, darin die urgermanischen Haarzöpfe der Lächerlichkeit wie dicke Riethgrasbüschel wuchernd aufschießen.

73.
Vom Hörseelenberge.

Wie der zackige Hochgipfel des Hörseelenberges weit sichtbar in die Lüfte und in die Wolkennähe emporstarrt, so reichen und deuten die Sagen von ihm in das Schleiergewölk der mythischen Frühzeit, ja dieser Berg ist der hauptsächlichste Träger des Mythenthums im Thüringer Lande. Durch seine eigenthümliche Form, die einem Sarge ähnelt, durch seine steile Wand, seinen langgedehnten Rücken, durch seine seltsame Höhle, die ganz sicher einer vorgeschichtlichen

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Erster Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 116. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Erster_Band.pdf/124&oldid=- (Version vom 1.8.2018)