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Donnerstag, und die Leut sind zugelaufen und haben darauf gewartet, nit anders als sollt’ ein großer mächtiger Kaiser oder König fürüber ziehen. Vor dem Haufen ist ein alter Mann hergegangen, mit einem weißen Stabe, der hat sich selbs den treuen Eckhart geheissen. Dieser alter Mann hat die Leute heissen aus dem Wege weichen, hat auch etliche Leute heissen gar heim gehen, sie würden sonst Schaden nehmen. Nach diesem Mann haben etliche geritten, etliche gegangen, und sind Leute gesehen worden, die neulich an den Orten gestorben waren, auch der eins Theils noch lebten. Einer hat geritten auf einem Pferde mit zweien Füßen. Der ander ist auf einem Rade gebunden gelegen und das Rad ist von ihm selbst umgelaufen. Der dritte hat einen Schenkel über die Achsel genommen, und hat gleich sehr gelaufen, ein ander hat keinen Kopf gehabt, und der Stück’ ohn’ Maßen.“

In dieser Mittheilung erwähnt Agricola der Zugführerin mit keinem Worte, aber indem er hinzufügt: „Wir brauchen dieses Worts, wenn jemand einen andern treulich vor Schaden warnet, und wir wollen’s nachrühmen, so sagen wir: Du thust wie der treue Eckhart, der warnet auch jedermann für Schaden,“ deutet er nach jener Hulda- und Eckartsage hin, die oben unter 42 bereits mitgetheilt wurde. An anderen Stellen desselben Buches aber berührt Agricola den Hörseelberg eines Theils als Fegefeuersitz, anderntheils gleichsam auch als Wichtleinwohnsitz, und wieder als Venusberg. Die anzuführenden Stellen lauten: „Im Land zu Düringen nicht fern von Eisenach liegt ein Berg, der Hoselberg genannt (soll Hörseelberg heißen) da der Teufel bei Menschen und meinem Gedenken Fuhrleut mit Wein in einem Gesicht eingeführet hat, und ihnen

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Erster Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 121. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Erster_Band.pdf/129&oldid=- (Version vom 1.8.2018)