Seite:Ludwig Bechstein - Thüringer Sagenbuch - Erster Band.pdf/145

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

des deutschen Volkes Lieblingsgetränk in Gegenden, die des Weinbaues ganz entbehren, auch in den Sagen des Volkes seine Rolle spielt, darf übrigens nicht verwundern.

An vielen Orten kennt man ein nächtliches Gespenst, den Bieresel, der sich den Leuten aufhockt, so unter andern im Jonas- und Götzenthale bei Arnstadt, just auch unter einer Zwergenhöhle, welche Zwerge dort Böhlersmännchen heißen. (Soll man bei dieser Benennung an die Benennung Odins Bölverker denken, als er nach einer Eddamythe in ein gebohrtes Bergloch schlüpfte?) Ebenso ist im Dorfe Steinbach bei Liebenstein die Biereselsage heimisch, nicht minder im Stadtflecken Ruhla. Dort, in der Ruhl, lebt ein Sprüchwort: „Er schläft so fest, wie der Mann im Hörseelberge.“ Seltsamer Gegensatz zum Hörseelbergwächter, dem treuen Eckhart. Oder will der Spruch damit nach dem Sündenschlafe des Danhäusers deuten? – Wir forschen diese mythischen Räthseltiefen niemals aus.

83.
Waldmann von Sattelstätt.

Zu den Zeiten des Landgrafen Ludwig des Frommen und seiner Gemahlin, der heiligen Elisabeth, wohnte außen vor dem Dorfe Sättelstätt am Bergrücken des Hörseelberges in einer Steinkemnate ein Ritter, des Namens Waltmann von Sättelstätt, der gehörte zum Ingesinde des Landgrafen-Hofes auf Schloß Wartburg. Derselbe war ein guter Wappner und ein strenger Ritter, und hohen Muthes; der zog im Gefolge des Landgrafen, seines Herrn

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Erster Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 137. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Erster_Band.pdf/145&oldid=- (Version vom 1.8.2018)