Seite:Ludwig Bechstein - Thüringer Sagenbuch - Erster Band.pdf/151

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Darauf faßte er eine heftige Neigung gegen die Gemahlin Friedrichs, Pfalzgrafen zu Sachsen, Adelheid, welche Neigung von ihr erwiedert wurde, worauf es dahin gedieh, daß Graf Ludwig dem Pfalzgrafen erstach, und sich mit dessen Wittwe vermählte. Graf Ludwig mehrete, gleich seinem Vater, mit allen Kräften das Land und baute neue Schlösser und Ortschaften, so auch die Naumburg und das Städtchen Freiburg an der Unstrut. Nun hatte bei Gelegenheit der Weihe und des Tauffestes auf dem Altenberge der Erzbischof von Mainz den Grafen Ludwig mit dem Barte für ihn und seine Erben auch mit dem Lande zur rechten der Werra und vor dem Walde beliehen. Da geschahe es eines Tages, daß Graf Ludwig, der Sohn, im Walde jagte bis an den Metilstein, und auf den Berg kam, darauf jetzt die Wartburg liegt, der behagte ihm aus der Maßen, wohl wegen seiner günstigen Lage, seiner Steilheit und seiner festen Steine, nur war ihm nicht lieb, daß er dem Schlosse Metilstein so nahe lag und in der Herren von Frankenstein Gericht gehörte. Da sann Graf Ludwig Tag und Nacht darauf, wie er den Berg an sich bringen möchte, und ließ heimlich auf seinem Schlosse Schauenburg ein Haus und zwei Bergfriede zimmern, sammelte eine große Schaar von Freunden und schlug auf dem Berge vorn und hinten einen Bergfried auf, und in der Mitte die Behausung. Da sprachen die Herren von Frankenstein auf dem Metilsteine, der Graf nehme ihnen das ihre wider Gott und Recht und Ehre, Graf Ludwig aber antwortete, der Berg gehöre dem Stifte zu Mainz an, und gehöre zum Thüringer Lande, und mit dem Thüringer Lande seien sein Vater und er und alle Erben belehnt worden, das wolle er auch behalten. Da nun

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Erster Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 143. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Erster_Band.pdf/151&oldid=- (Version vom 1.8.2018)