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von den Frankensteinern Klage geführt ward ob dieses Streites bei Kaiser und Reich, die sich wegen des Kaisers Abwesenheit sehr in die Länge zog, so wurde getheidingt, daß der Graf sein Recht auf den Berg mit zwölf Eideshelfern beschwören solle. Darauf ließ der Graf noch zum Ueberfluß von seiner eigenen Erde aus Eisenach hinauf auf den Berg fahren und droben aufschütten, und auf diese Erde trat er mit seinen zwölf Eideshelfern, steckten ihre Schwerter in die Erde, und schwuren, daß er auf seinem eignen Grund und Boden stehe. Eisenach war damals ein offenes Städtlein zwischen der Hörsel und Nesse, da wo man es jetzt in der alten Stadt nennt, und galt als Grenzstadt des Thüringerlandes gegen das Hessenland. Zu jener Zeit, im Jahre 1067 war große Hungersnoth im Lande Thüringen und Franken, Graf Ludwig hatte aber viel Korn und Hafer zu Sangerhausen gesammelt und aufgeschüttet, und da von allen Orten und Enden her Leute kamen, nur um des Brotes Willen mit am Bau zu helfen, so bauete Graf Ludwig schier ohne Geld, und sprach freudig: „Warte welch ein Berg!“ und davon ist hernach das Schloß Wartberg und Wartburg genannt worden. Zu gleicher Zeit wurde auch Eisenach näher an die Wartburg herangerückt, und mit Mauern gefestet, welche von den Dorfschaften aufgeführt wurden, jedes Dorf baute eine gewisse Zahl von Gerten (Ruthen) lang, wie man noch sieht.

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Erster Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 144. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Erster_Band.pdf/152&oldid=- (Version vom 1.8.2018)