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und Landesverräther wie sich gebührte, machte manche Heerfahrt, selbst mit dem Kaiser nach Italien, und als indessen seine Elisabeth ihr vierzehntes Lebensjahr zurückgelegt hatte und zu einer holdseligen Jungfrau aufgeblüht war, vermählte er sich mit derselben unter großen Festlichkeiten. Elisabeths Brautführer waren dieselben edlen Ritter, die sie als Kind aus ihrer Heimath abgeholt, Graf Meinhard von Mülberg und Walter von Vargila. Da gab es Festmahle und Turnerspiele, Musik und Tänze dreier Tage lang, herrlich und in allen Freuden.

95.
Landgraf Ludwigs Tugend.

Viele Züge melden die Sagen von der Tapferkeit und Tugend Landgraf Ludwig IV. Seinen Aeltern war er kindlich und gehorsam, seiner Braut und Gemahlin treu wie Gold, seinen Freunden redlich mit Rath, und hülfreich mit That, wie nur einer es wünschen mochte. Seine Rede war sittsam, züchtig war er von Geberden, wahrhaft von Worten, rein und keusch waren seine Sitten. Seine Vorsätze waren männlich, seine Versprechungen vorbedacht, sein Gericht war gerecht, sein Beginnen mild und weise. Seine Tapferkeit war die eines Helden; er führte seine Heereszüge mit Nachdruck aus, und behandelte überwundene Gegner mit Güte und Schonung, soweit sie deren würdig waren.

Ein Herr von Salza hatte das Kloster Reinhardsbrunn dadurch geschädigt, daß er auf dessen Grunde und

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Erster Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 165. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Erster_Band.pdf/173&oldid=- (Version vom 1.8.2018)