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Mehr und mehr wuchs unter der Bevölkerung die Anerkennung des frommen Wandels und die Verehrung der landgräflichen Wittwe. Aber die freiwillig auferlegten Entbehrungen und Schmerzen, alles ertragene Mühsal, und eine heiße Sehnsucht nach dem Himmel rieben frühzeitig die Körperkräfte der Dulderin auf, und schon am 19. November des Jahres 1231 entschlief sie, nur erst 24 Jahre alt, und ihr Hinscheiden wurde beklagt von allem Volke. Bald genug verbreitete sich die Kunde von allerlei Wundern, die während der Leichenbestattung Elisabeths und an ihrem Grabe geschahen. Konrad von Marburg sammelte diese Kunden und sendete sie an den Papst, Gregor IX., zu welchem auch der Schwager Elisabeths, der Deutschordensritter Konrad von Thüringen reiste. In Perugia, wo Gregor IX. eine Zeit lang verweilte, erfolgte am Pfingsttage des Jahres 1234 unter großen Feierlichkeiten Elisabeths Heiligsprechung im Kloster des Predigerordens. Der Schwager Elisabeths, Landgraf Konrad, war bei dieser festlichen Handlung Augenzeuge und vertheilte reiche Spenden an die Gotteshäuser und an Arme, bewirthete die ganze Geistlichkeit, und saß bei einem Mahle des Papstes diesem zur Seite. Die Bulle der Heiligsprechung Elisabeths wurde unterm 1. Juni 1235 ausgefertigt und mußte von allen Kirchen in Deutschland verlesen werden. Erzbischof Siegfried von Mainz bestimmte den 1. Mai des Jahres 1236 als den Tag der feierlichen Erhebung der Gebeine der heiligen Elisabeth, die unter dem Zustrome zahlloser Fremden erfolgte, bei der der Kaiser selbst gegenwärtig war, ferner die Erzbischöfe von Mainz und Köln, die Bischöfe von Bamberg, Speier, Worms, Halberstadt, Hildesheim, Paderborn, Naumburg, Merseburg

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Erster Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 184. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Erster_Band.pdf/192&oldid=- (Version vom 1.8.2018)