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nicht vermählen durfte. Sein Bruder Heinrich Raspe hatte sich mit Elisabeth von Braunschweig vermählt; sie starb 1231 ohne Kinder. Er nahm Gertrud von Oesterreich zur zweiten Frau – auch sie ging, ohne ihm Erben geboren zu haben, im Jahre 1244 zur ewigen Ruhe ein. Und zum drittenmale vermählte sich Heinrich Raspe mit Beatrix von Brabant, aber auch diese dritte Ehe blieb ohne Kindersegen. Er verwickelte sich in große Kämpfe, wurde unter Papst Innocenz IV. Gegenkönig Kaiser Friedrichs II., dem er mit Undank lohnte. Friedrichs II. Sohn Konrad aber rächte diesen Undank, schlug Heinrich Raspe bei Ulm aufs Haupt, dieser mußte verwundet entfliehen und starb bald darauf auf der Wartburg, da denn mit ihm der Stamm der alten Landgrafen von Thüringen erlosch.

Jener fanatische Konrad von Marburg, der die arme Elisabeth auf das empörendste gequält und gemißhandelt hatte, starb keines guten Todes. Die unbeugsame Strenge, die er gegen die gedemüthigte fürstliche Frau übte, indem er sie von ihren Kindern, zuletzt auch von ihren treuanhänglichen Dienerinnen trennte, sie schlug – übte er auch als päpstlicher Ketzerrichter. Wer ihm ein Ketzer schien, oder als solcher heimlich angegeben wurde, wurde verbrannt. Im Jahre 1233 hatte Konrad einen Grafen von Sayn, einen Grafen von Henneberg, einen Grafen von Solans, eine Gräfin von Loots und viele andere der Ketzerei angeklagt, doch wurde die Unschuld dieser Angeklagten erwiesen. Als nun Konrad mit zwei Helfershelfern, dem Dominikaner Konrad von Tours, und einem anderen, Namens Hans, der einarmig und einäugig war, von Mainz wieder nach Marburg zurück fuhr, wurde ihnen von erbitterten

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Erster Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 187. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Erster_Band.pdf/195&oldid=- (Version vom 1.8.2018)