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nicht, es sauge denn. – Wohlan, so haltet! rief Friedrich der freudige den Seinen zu. Meine Tochter soll um solcher Jagd Willen nichts entbehren, und kostete es das Thüringerland! Da schaarten sich alle um die Amme, welche das Kind stillte, und waren bereit zum Kampfe auf Tod und Leben, denn sie hörten den Hufschlag der Feinde in ziemlicher Nähe; es kam aber nicht zu einem Kampfe, weil muthmaßlich die Verfolger der Hauptstraße entlang jagten, und Friedrich mit den Seinen zur Rechten derselben Feld- und Waldwege gewonnen hatte. Und so kamen alle nach einem angestrengten Ritte im Schlosse Tenneberg über Waltershausen an, und der Landgraf ließ den Abt von dem nahen Kloster Reinhardsbrunn berufen, der mußte das Töchterlein taufen und dasselbe auch Elisabeth nennen. Als dieses geschehen war, gewann sich der freudige Landgraf Hülfe und Zuzug von seinen Freunden und Vasallen, speisete trefflich aufs neue die Wartburg, und brachte ganz Thüringen auf seine Seite. Darob erzürnte sich der Kaiser Albrecht mächtiglich, wollte Thüringen aufs neue mit Heeresmacht überziehen, wie er die Schweiz zu überziehen drohte, aber da wurde seinem Leben ein Ziel gesetzt durch die Hand seines eigenen Neffen, Johann von Schwaben. Das wandte alle Dinge merklich anders; die Bürger zu Eisenach demüthigten sich vor ihrem rechtmäßigen Gebieter, die Abgefallenen huldigten ihm aufs neue; Uebelthaten und Untreue mußten gesühnt werden; die von den Bürgern in ihrem Freiheitseifer gänzlich zerstörte Zwingburg Klemme mußten sie neu und schön wieder aufbauen. Zu diesen Zeiten starb Markgraf Diezmann zu Leipzig auch durch Meuchelmord, wie der Kaiser, da zog sein Bruder Friedrich der Freudige schnell nach Sachsen, wo noch kaiserliches

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Erster Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 202. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Erster_Band.pdf/210&oldid=- (Version vom 1.8.2018)