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und trug ihn in die Stadt zum Schlosser Rauchmaul, der zahlte dem Leineweber fünfzig Thaler für den Fund und bewirthete ihn noch obendrein, und schänkte ihm so lange zu trinken ein, bis jener den Ort ausplauderte, wo er das Silber gefunden. Nun gingen beide mit einander zu dem Silberborn, und siehe, es lag wieder so ein Klumpen da, und der Schlosser zahlte seinem Freunde die Hälfte des für den ersten gezahlten Geldes, aber heimlich dauerte und reute ihn das schöne Geld; er mochte das Silber gern umsonst haben, und wo möglich recht viel. – Daher verfügte er sich andern Tages bei guter Zeit ganz allein zu dem ergiebigen Brunnen, aber die verfluchte Jungfrau hatte den Quell mit einem seidenen Wams verstopft, und so floß er nicht mehr, und weder der Schlosser, noch andere, die dort herum hackten und schaufelten, fanden jemals wieder einen Gran Silbers. Nur dem tiefen Grunde, der sich von der Quelle des Silberborns absenkt, zwischen der Wartburg, der Viehburg und der Hollunder, blieb der Name: Die Silbergräben, weil man in selbigen niemals Silber ergrub. Lucus a non lucendo.

110.
Mönch und Nonne.

Am südwestlichen Abhange des alten Burgberges Metilstein, der heutezutage Mädelstein genannt wird, ragen zwei nahe beisammenstehende Felsen hoch und vereinzelt empor, diese heißen Mönch und Nonne. In einem Kloster zu Eisenach lebte ein junger Mönch, und in einem andern

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Erster Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 209. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Erster_Band.pdf/217&oldid=- (Version vom 1.8.2018)